Islam

 

Der Islam ist die jüngste der fünf Weltreligionen. Ihr Begründer Muhammad wurde um 570 in Mekka (dem heutigen Arabien) geboren. Früh verlor er seine Eltern und wurde bei seinem Oheim Abu Talib aufgezogen. Wie die meisten seiner Landsleute bezog Muhammad seinen Unterhalt als Händler. Er reiste viel mit Handelskaravanen und wurde so von verschiedenen Glaubensrichtungen beeinflusst, wie etwa dem Christentum, den Judentum, der persischen Religionen und den noch in Arabien typisch primitiven Religionen, in dennen sich zahlreiche Stammesheiligtümer befanden. So zum Beispiel Bäume, Grotten, aber vor allem Steine wurden für heilig und mächtig gehalten. So hatte der allgemeine semitische Steinkult ein Zentrum in Mekka, wo der schwarze Stein in der Südwestecke der Kaba das Ziel jährlicher Wahlfahrten war und die vorgeschriebenen Umlaufriten vollzogen wurden (also auch bereits vor Mohammeds Geburt).
Muhammad betrachtete sich als Auserwählter und predigte seine Lehre erstmals in seiner Heimatstadt Mekka um 606. Er stieß jedoch auf Widerstand. Als die Lage sich 619 verschärfte und er seine Frau und seinen Oheim verlor, floh er nach Jathrib. Dort fand er viele Anhänger und die Stadt wurde nach ihm benannt: Medinet en Nebi, die "Stadt des Propheten", kurz Medina. Mit dieser Auswanderung, genannt Higra oder Hedschra, vollzog sich eine entscheidende Entwicklung. Daher gilt für die Muslime dieses Jahr als das Geburtsjahr des Islams und als Beginn der Islamischen Zeitrechnung.

Der Islam versteht sich als die letzte Etappe der Geschichte der Propheten der bibilischen Tradition. Das heißt der Islam versteht sich als die letzte und endgültige, von Gott gewollte Gestalt der Religion. Zwar sind das Judentum und das Christentum religiöse Höhepunkte der Menschheitsgeschichte, sie hätten aber nach Verkündigung des Korans gleich allen anderen Religionen ihren universalen Anspruch verloren. Diesen Absolutheitsanspruch proklamiert der Koran (3,19) so: "Die Religion bei Gott ist der Islam".

Der Islam ist die Religon der Hingabe an Gott, der Unterwerfung des Menschen und seiner Freiheit unter den Willen Gottes. Denken, Reden, Handeln und Tun, sowie das Leben in Familie und Gesellschaft, sowie die Beziehung zu anderen Gesellschaften unterliegt der Führung Gottes. Alles spielt sich somit im Einflußbereich der Religion ab. Das Wort Islam meint die völlige Hingabe an den Willen Gottes. Diese konkreten Bestimmungen werden dem gläubigen Muslim in zwei Hauptquellen vermittelt: im Koran und den Angaben seiner Traditionen, des verbindlichen Weges (Sunna) des Propheten. Beide zusammen nennt man Scharia, die alle islamischen Staaten zur Grundlage ihres Rechtssystems gemacht haben.
Der größte Unterschied zwischen den beiden islamischen Hauptgruppierungen, den Sunniten und den Schiiten, besteht darin, dass die Schiiten nur den Koran, die Sunniten aber auch die Sunna anerkennen.

Um der islamischen Glaubensgemeinschaft Gestalt und Bestand zu verleihen, leiten sich aus dem Koran und der Sunna verschiedene Bstimmungen her. Weil die Menschen an der Erfüllung dieser Pflichten als Muslime erkannt werden, werden sie als die fünf Grundpfeiler des Islams genannt. Es handelt sich dabei um:

das Glaubensbekenntnis (shahada),
das Pflichtgebet (salat),
das Fasten (saum),
die Almosengabe in Form einer gesetzlichen Abgabe (zakat) und
die Wahlfahrt nach Mekka (hadjj).

Als weitere religiöse Vorschriften kennt der Moslem die Gebote nur Fleisch von geschächteten Tieren und keine Speisen, in denen Blut mit verarbeitet wurde, zu essen. Aber auch das Verbot von Alkohol, des Verzehrs von Schweinefleisch, des Glücksspiels und des Geldverleihs gegen Zins.

Der Koran und die Sunna regeln auch das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Eine Gleichstellung gibt es nicht, die Frau ist dem Mann untergeordnet. Der Mann darf die Frau jedoch nicht schlecht behandeln und muss sie versorgen und schützen. Dem Mann ist es erlaubt sich mehrere Frauen zu nehmen, muss diese aber alle gleich behandeln und für sie sorgen können.

Quelle: Adel Th. Khoury, Der Islam, Freiburg im Breisgau, 1988