Bioerosion

 

Am intakten Korallenriff liegt ein Gleichgewicht zwischen Wachstum und Zerstörungsprozessen vor. Das Wachstum geht durch Kalkablagerungen, Zementierungen und Verbindung von statten. Die Riffbewohner bewerkstelligen den Abbau am Riff durch Abweiden, Bohren, Schaben, Zermahlen und Auflösen.

Viele Fische schaben und weiden das Kalksubstrat ab und hinterlassen fein zermahlenen Kalkstein. Die Papageifische (Scarus sp.) beispielsweise schabern täglich 1,5 Gramm Kalkstein je Quadratmeter ab.
Der Diadem-Seeigel (Diadem sp.) schabt den Algenbelag zusammen mit dem Substat ab.
Das durchschnittliche Wachstum des Riffs entspricht ungefähr sechs Gramm je Quadratmeter und Tag voran. Ist also der Abbau größer als der Aufbau, so wird das Kalksubstat in sandigen Kalkschutt verwandelt.
Auch Schnecken gehören zu den Bioerodierern des Riffs. Sie weiden und schaben mit ihrer Radula (bezahnte Zuge) die Algen ab.

Viele Riffbewohner bohren auch im Kalksubstrat des Riffs.
Am effizientesten machen dies die Bohrschwämme der Gattung Cliona. 3 bis 14 Kilogramm je Quadratmeter und Jahr kann ein Riff durch das Bohren der einer Schwammpopulation verlieren.
Auch Muscheln bohren in lebenden Korallenstöcken. Ihr Vorkommen kann pro Korallenstock von mehreren hundert Tieren erreichen. Die Seedatel (Lithophaga sp.) sondert beispielsweise eine den Kalkstein auflösende Säure aus und gräbt sich durch Schalenbewegungen in den sich auflösenden Stein. Diese Wohnhölen sind von Außen an der Oberseite des Korallenstocks durch achterförmige Löcher erkennbar.
Auch Borstenwürmer vom Stamm Annelida bedienen sich offensichtlich chemischer Mittel, um sich in lebende und tote Korallenkolonien ein zu bohren. Borstenwürmer hinterlassen U-förmige Höhlen von mehreren Millimetern Durchmessern. Der Abtrag am Riff wird auf etwa 0,5 bis 5 Kilogramm Kalkstein je Quadratmeter und Jahr geschätzt.
Andere bohrende Lebewesen am Riff sind Pilze, Bakterien und endolithische (innerhalb des Substrat lebende) Algen.